Beim Girokonto wechseln Verbraucher seltener als beim Tagesgeldkonto. Das liegt sicherlich auch an dem Aufwand, den ein Wechsel mit neuen Einzugsermächtigungen und Änderung von Daueraufträgen mit sich zieht. Dabei gibt es gute Gründe für einen Wechsel. Neben den Kontoführungsgebühren und der Bargeldversorgung, sprich die Anzahl der Geldautomaten im näheren Umfeld, wird aber die Höhe der Dispozinsen selten beachtet.
Mit dem Dispositionskredit kurzzeitig Lücken schließen
Obwohl viele Menschen sich einen möglichen Kontowechsel sehr genau überlegen, kommt ein Kriterium bei der Auswahl des neuen Bankpartners oft erheblich zu kurz – der Zinssatz der genehmigten Überziehungsmöglichkeit, im Volksmund auch bekannt als Dispositionskredit (kurz Dispo).
Es kann immer mal wieder Situationen geben, in denen sich kurzfristig ein finanzieller Engpass auftut. Eine Werkstattrechnung fällt höher aus als kalkuliert, der Urlaub war teurer als geplant oder das Finanzamt fordert eine Nachzahlung. Kurz gesagt, das Guthaben auf dem Konto reicht nicht aus, es besteht kurzfristig eine finanzielle Lücke. Mit einem Dispo lässt sich diese ohne großen Aufwand und unbürokratisch überbrücken. Der Dispositionskredit ermöglicht es, in einem gewissen Rahmen sein Konto zu überziehen – die sogenannte eingeräumte Überziehung. Anfallende Zinsen werden nur für den Zeitraum der Inanspruchnahme verlangt und auch nur entsprechend der Höhe des tatsächlich genutzten Betrags.
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Die eingeräumte Höhe des Dispokredites bemisst sich maßgeblich nach der Höhe des regelmäßigen Geldeingangs sowie an der Bonität des Kunden und der Dauer der bestehenden Bankverbindung. „Als oberes Limit der Kredithöhe wird in der Regel die Summe von zwei Monatsgehältern angesetzt“, erläutert Kerstin Schülter von der PSD Bank München. Üblicherweise wird der eingeräumte Kreditrahmen an veränderte Geldeingänge angepasst. Dies kann zu einer Erhöhung aber auch zu einer Beschränkung führen. Übrigens können Dispositionskredite in der Regel jederzeit und ohne Frist auch ganz gekündigt werden.
Keine Dauerlösung daraus machen
Mit einem Blick in die Statistik ist festzustellen, dass der Dispo in Deutschland äußerst intensiv genutzt wird. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank beträgt der allen Bundesbürgern insgesamt gewährte Dispositionsrahmen (inklusive wiederholter Inanspruchnahme) 41 Milliarden Euro – grob überschlagen pro Kopf rund 500 Euro (Stand: 04/2012). Die damit verbundenen Zinsbelastungen gehen langfristig ganz schön ins Geld. Kerstin Schülter rät daher ganz deutlich. „Der Kunde sollte sich darüber im Klaren sein, dass er mit der Nutzung seines Dispo über Geld verfügt, das er zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nicht hat. Dieser Kredit sollte daher als kurzfristige Zwischenlösung genutzt werden.“ Richtig teuer wird es im Übrigen, wenn selbst der Dispo-Rahmen nicht mehr ausreicht. Wird das Konto darüber hinaus belastet, wird von einer sogenannten geduldeten Überziehung gesprochen und diese schlägt mit einem zusätzlichen Zinsaufschlag zu Buche.
Vergleichen lohnt sich – die Bandbreite der Dispozinsen ist enorm
Die Erfahrungen und Auswertungen der deutschen Kreditinstitute zeigen, dass der Dispo von vielen Menschen regelmäßig genutzt wird. Genau deswegen ist es so immens wichtig, dass der Verbraucher bei der Girokontowahl den Aspekt des Dispozinses nicht vergisst. Denn die Spanne der derzeit marktüblichen Dispositionszinsen ist in Deutschland unheimlich breit gefächert. Aktuelle Auswertungen haben zwar ergeben, dass der durchschnittliche jährliche Überziehungszins für private Haushalte in Deutschland bei 10,27 Prozent liegt. Dabei schwankt die Bandbreite der Angebote jedoch zwischen ungefähr 6 und 18 Prozent (Stand: 02/ 2012). „Das ist eine enorme Differenz, die sich im persönlichen Portemonnaie deutlich bemerkbar macht. Wer seinen Dispo regelmäßig beansprucht, kann mit einem Wechsel von einem teuren zu einem eher günstigen Anbieter jede Menge Geld sparen“, erklärt Kerstin Schülter.
Einige Banken belohnen Guthaben auf dem Girokonto mit Zinsen
Daher ist es erheblich ratsamer, dass Bankkunden immer ein kleines Guthaben auf ihrem Girokonto verfügbar haben. Zum einen drücken einen unerwartete Ausgaben nicht so schnell ins teure Minus. Zum anderen belohnen einige wenige Institute in Deutschland dies sogar mit Zinsen.