Der anhaltend geringe Anstieg der Verbraucherpreise überrascht die Märkte nach wie vor. Nach allgemein herrschender Sicht hätte die massive Ausweitung der Geldmenge durch die Notenbanken seit 2008 eigentlich längst die Inflation befeuern müssen. Bislang ist es allerdings bei dieser Furcht geblieben.
Für diese scheinbar ungewöhnliche Entwicklung gibt es nach Ansicht von Juan Nevado, Fondsmanager des M&G Dynamic Allocation Fund, triftige Gründe: „Die ökonomischen Modelle, auf denen unsere Inflationserwartungen beruhen, stimmen nicht mehr. Theoretisch kommen zurzeit nämlich alle Zutaten für einen starken Preisanstieg zusammen: geldpolitische Anreize, niedrige Zinsen, hohe Liquidität sowie steigende Öl- und Lebensmittelpreise. Doch selbst das anziehende Wirtschaftswachstum in vielen Ländern führt nicht zu höherer Inflation – und dabei könnte es sogar noch eine Weile bleiben.“
Ein Grund für den ‚defekten‘ Inflationsmechanismus ist laut Nevado die grundlegende Verhaltensänderung, welche die Finanzkrise seit 2008 bei Banken, Unternehmen und Verbrauchern ausgelöst hat. Höhere Liquidität führte eher zu Restrukturierungen als zu steigenden Krediten, Investitionen oder Konsum – und damit sank auch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Darüber hinaus kann ein Wirtschaftsaufschwung in den Industrieländern die Inflation sogar dämpfen, da die Produktionskapazitäten dieser Volkswirtschaften längst nicht voll ausgelastet sind und daher ein steigendes Warenangebot die Verbraucherpreise eher nach unten drückt. Und schließlich haben Globalisierung und moderne Technologien dazu geführt, dass sowohl Unternehmen als auch Verbraucher überall schnell und problemlos das jeweils günstigste Angebot wahrnehmen können. Unter diesen Bedingungen sind Preissteigerungen nur sehr schwer durchzusetzen. Diese Zusammenhänge können einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg der Anlagestrategie haben.