Ab ins eigene Haus? Oder lieber eine Wohnung zum Vermieten kaufen? Aktuell beschäftigen sich viele mit der Frage, ob sie eine Immobilie kaufen sollten oder nicht. Hier finden Sie vier Gründe, die für einen Immobilienkauf sprechen – und die Stolperfallen, die es zu beachten gilt.1. Niedrige Zinsen
Immobilienkauf? Warum nicht bei diesen niedrigen Zinsen! Das denken viele, und das zu Recht: Die niedrigen Zinsen mache einen Haus- oder Wohnungskauf attraktiver denn je. Ein Darlehen über 300.000 Euro kostet heute im Monat kaum mehr als 800 Euro Zinsen – verglichen mit den geforderten Mieten für entsprechende Wohnungen ist das ein Schnäppchen. Dazu kommen die Unsicherheit der Euro-Krise und fehlende Alternativen bei der Geldanlage. Es gibt kaum Zinsen, das Geld schwindet, und das spricht natürlich für eine wertbeständige Immobilie, erklärt Christian Schmid-Burgk von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Aber: Gerade bei selbstgenutzten Immobilien sollten Sie langfristig denken. Die niedrigen Zinsen machen die eigenen vier Wände verlockend. Stehen aber beispielswiese berufliche Veränderungen mit einem Umzug an, kann eine Immobilie ein Klotz am Bein werden. Sie muss dann auch gut vermietbar sein.
2. Mieten steigen
Ein Immobilienkauf war in den letzten 50 Jahren fast immer ein Erfolg!. Wer das behauptet, will nicht unbedingt ein Haus verkaufen, sondern kann auch − wie Christian Schmid-Burgk − unabhängiger Experte für Baufinanzierung sein. Und diese Aussage lässt sich fundiert belegen, schaut man sich die Mietentwicklung in Deutschland an: In Hamburg stiegen die Mieten in den letzten fünf Jahren im Schnitt um bis zu 20 Prozent, in Berlin um 18 Prozent, in München um 14 Prozent. Und selbst in kleineren Städten waren es in den letzten fünf Jahren meist zwischen sechs und zehn Prozent Zuwachs. Solche Zuwächse beim Ertrag kann kaum eine andere Geldanlage mit vergleichbarer Sicherheit bieten.
Aber: Vorsicht bei geplanten Vermietungen! Nicht überall in Deutschland wird Wohnraum gleichermaßen stark nachgefragt und ist einfach und lukrativ zu vermieten. Jan Enno Einfeld, Leiter Beratung bei Comdirect: Dies bedeutet für den geplanten Immobilienkauf: Genau hinschauen und Preise auch durch einen unabhängigen Experten prüfen lassen. Generell gilt: Der Standort gehört zu den wichtigsten Kriterien.
3. Das Haus als Zusatzrente
Eine Immobilie ist auch als Altersvorsorge ideal. Im Alter stellt Mietersparnis eine Zusatzrente dar, die nicht versteuert werden muss. Eine abbezahlte Immobilie schließt die Rentenlücke, außerdem bietet die Immobilie Schutz vor Mietpreissteigerungen, so Jan Enno Einfeld. Alternativ fließt bei einer Vermietung der eigenen vier Wände eine Zusatzrente in die Kasse. Ein weiteres Plus: Eine selbstgenutzte Immobilie ist die einzige Altersvorsorge, die bereits im aktiven Berufsleben wirtschaftlich genutzt werden kann.
Aber: Oft wird die Immobilie im Alter zu groß und damit auch unwirtschaftlich zu bewohnen, wenn die Kinder ausgezogen sind. Für diesen Fall sollte die Immobilie zumindest zum Teil untervermietbar sein, wenn Sie in ihr den Lebensabend verbringen wollen, ohne sich finanziell verausgaben zu müssen.
4. Staatliche Förderung
Auch wenn die Zeiten der alten Eigenheimzulage längst vorbei sind: Noch immer unterstützt der Staat Sie, wenn Sie eine Immobilie kaufen oder bauen wollen. Selbstnutzer erhalten auf Wunsch eine Riester-Förderung für ihre Immobilie, außerdem gibt es zinsgünstige KfW-Darlehen für Bauherren und Immobilienkäufer bzw. -sanierer. Wer eine Immobilie kauft, um sie dann zu vermieten, profitiert von Steuervorteilen. So sind die Finanzierungskosten steuerlich absetzbar, außerdem die Abschreibung der Immobilie und laufende Betriebskosten.
Aber: Gerade für Vermieter gilt, dass das Standbein einer Immobilienfinanzierung immer die erzielbare Miete ist. Die muss die Kosten weitgehend tragen, Steuervorteile können immer nur ein Bonus sein, niemals aber eine Säule der Finanzierung.
Das Fazit
Ein Immobilienkauf ist aus vielen Gründen derzeit attraktiv – aber auch in Zeiten niedriger Zinsen birgt er Gefahren. Es werden überteuerte Immobilien auf den Markt geworfen, die oft nicht zur prognostizierten Miete vermietbar sind. Selbstnutzer unterschätzen in Anbetracht der niedrigen Zinsen die finanzielle Belastung eines Immobilienkaufes. Und Banken versuchen immer noch, statt eines klassischen Annuitätendarlehens teure Finanzierungsmodelle an den Kunden zu bringen. Mit anderen Worten: Immobilienkauf ja – aber nur mit umfassender und unabhängiger Beratung, um alle Klippen zu umschiffen