US-Bestseller-Autor Michael Lewis kritisiert den amerikanischen Präsidenten Barack Obama wegen Versäumnissen nach der Finanzkrise. In einem Interview des Nachrichtenmagazins FOCUS sagt Lewis: „Präsident Barack Obama hätte der Wall Street nach der Finanzkrise ihre Privilegien nehmen und sie reformieren können.“ Aber er habe seine Prioritäten anders gesetzt.
Der Ex-Banker hat in seinem jüngsten Buch „Flash Boys“ die Machenschaften von Hochfrequenzhändlern aufdeckt. Hochfrequenzhändler verschaffen sich an Börsen in den USA und Europa einen Marktvorteil mit schnellen Computern und Datenleitungen und spionieren andere Marktteilnehmer aus. Dazu sagte Lewis in FOCUS: „Ich finde es unerträglich, dass ein paar clevere Leute für ihren Profit unser Finanzsystem ausbeuten und gefährden. Die Hochfrequenzhändler destabilisieren unsere Finanzmärkte. Sie haben sie zu einer nicht einsehbaren Blackbox umgebaut.“ Keiner wisse, was gerade geschehe. „Viele Wall-Street-Insider halten einen Crash für jederzeit möglich“, betonte Lewis.
Der Autor begrüßt, dass mittlerweile gegen die Profiteure des Hochfrequenzhandels ermittelt wird: „Das FBI und US-Staatsanwaltschaften ermitteln wegen Marktmanipulation und Insiderhandel auch gegen Verantwortliche in Börsen und Banken.“ Unter den Geldhäusern stehe zurzeit die britische Bank Barclays im Zentrum der Ermittlungen. Lewis wies aber darauf hin: „Es würde mich nicht wundern, wenn als nächstes die Deutsche Bank oder die Credit Suisse dran wäre.“ Beide betreiben wie Barclays sogenannte Dark Pools, in denen Großinvestoren außerbörslich große Wertpapierpakete handeln können. Die US-Behörden prüfen zurzeit, ob solche Dark Pools heimlich für Hochfrequenzhändler geöffnet wurden, damit diese ihre Geschäfte auf Kosten anderer Bankkunden machen können.